Hochzeit verschoben – das Leben nicht

Carpe diem – trotz alledem! Die Dinge nehmen, wie sie sind und sogar das Beste daraus machen. Das ist auch meine Devise. Daher möchte ich Ihnen heute von zwei Brautpaaren erzählen, die mit diesen Fähigkeiten der Krise trotzen, in die viele Hochzeitspaare durch die Pandemie geraten sind. Auch sie hätten längst die Torte angeschnitten und das Fest gefeiert. Ja gesagt haben sie trotzdem – anders schön. 

Die Hochzeit ist ausgefallen, ein Ersatztermin ungewiss. Das macht natürlich traurig und frustriert. Die Warteschleife zieht sich zusammen und kann einem schon mal die Lebensfreude abschnüren. Hier hilft auch aus meiner Erfahrung, wie generell in schwierigen Zeiten, nicht nur das zu betrachten, was man nicht ändern kann. Sondern den Blick dahin zu wenden, was noch geht: Etwas Sinnvolleres zu tun, als zu warten. Am besten gemeinsam.

Bye bye honeymoon – Hausmusik statt Hochzeit

Wie zum Beispiel Ulrike und Clemens. Auch die beiden mussten aufgrund der Corona-Beschränkungen erst einmal „bye bye honeymoon“ sagen. Sie wurden aktiv und starteten unter genau diesem Titel ein privates Projekt. In der Zeit, die sie eigentlich so gern für die Hochzeitsvorbereitungen genutzt hätten, haben sie zu Hause Musik gemacht. Fleißig geübt, online Gesangsunterricht genommen, das Gitarrenspiel perfektioniert, Songs arrangiert und das alles mit der Handykamera aufgenommen.

Am Tag, der ihr Hochzeitstag hätte werden sollen, haben die Hobbymusiker dann ihr erstes Musik-Video, eine Cover-Version von „Take Me Home, Country Roads“ auf ihrem Youtube-Kanal „bye bye honeymoon“ veröffentlicht. Auf Facebook haben sie ihre Geschichte dazu erzählt: von Hausmusik statt Hochzeit, und dass es auch etwas mit ‚trauen‘ zu tun hat, ihr privates Projekt online zu teilen.

Inzwischen veröffentlichen Ulrike und Clemens regelmäßig neue Song-Aufnahmen. Das Projekt ist nicht nur ein kreativer und konstruktiver Umgang mit der Wartezeit, es hat einen ungeahnten, wunderschönen Nebeneffekt. „Beim Proben ist mir aufgefallen, wie einig wir uns dabei sind, wie wir die Songs interpretieren, wie wir beide das Beste dabei rausholen wollen“, erzählt Clemens darüber, wie sich im gemeinsamen Musizieren ein weiterer Aspekt ihrer Verbundenheit miteinander zeigt.

Neues Glück säen

Auch Pia und Marius, die mich als Rednerin gebucht hatten, haben sich zusammen aus der Hochzeitswarteschleife befreit und ihr Glück selbst in die Hand genommen. „Nachdem wir bereits zum zweiten Mal unsere gebuchte Location für die große Hochzeitsfeier stornieren mussten, haben wir gesagt: jetzt reicht’s“, sagt Pia. „Dieses immer wieder hoffen und dann aufs Neue zurückrudern, das wollen wir nicht mehr.“

Nun haben die beiden einen neuen Plan. Sobald es die Corona-Lage wieder zulässt, werden sie in ihrem Garten Hochzeit feiern. Bis dahin soll aus der bisher eher schlichten Rasenfläche ein blühendes Paradies werden: „Wir säen jetzt quasi unsere eigene Deko“, lacht Marius.

Ja sagen – auf andere Weise 

Inzwischen haben sie sich ein immenses Hobbygärtnerwissen angeeignet, Pläne gezeichnet und schon so einige Stunden Seite an Seite gebuddelt und geackert. Es wird Zeit brauchen, bis alles zum blühenden Traum herangewachsen ist. Aber es ist eine gemeinsame Zeit, mit gemeinsamen Erlebnissen.

Und wissen Sie was? In dieser Zeit, in der Sie als Paar zusammen die Herausforderung meistern, sagen Sie bereits Ja zueinander, jeden Tag. Deswegen wünsche ich Ihnen: Auch wenn der schönste Tag im Leben verschoben ist – schieben Sie nicht das Leben auf! 

Und wenn Sie neugierig auf das Hausmusikprojekt von Ulrike und Clemens geworden sind, dann schauen und hören Sie doch mal rein: bye bye honeymoon   

Fotos: privat; Pixabay